Von Barbra Hettegger
Warum es mir so sehr am Herzen liegt ...
Seit ich Mutter bin, bin ich nach und nach zu einer bekennenden Feministin geworden (und bitte bedenkt, dass der folgende Beitrag auf meinen Erfahrungen als heterosexuelle, weiße Frau mit Kindern beruht. Es gibt jedoch viele Menschen in unterschiedlichsten Lebensmodellen mit den verschiedensten Herausforderungen).
Bevor ich meine Kinder bekam, dachte ich, Männer und Frauen sind doch eh halbwegs gleichberechtigt, - ich kann alles tun, alles sagen, nichts und niemand steht mir im Weg, …
Ehrlich gesagt habe ich mir über „Gleichberechtigung“ gar nicht so viele Gedanken gemacht.
Bis ich gemerkt habe, wie sehr Mutter sein mein Leben als Frau verändert, auf den Kopf stellt, mich absolut an meine Grenzen bringt!
Aber nicht nur weil die Kinder plötzlich da sind - ich liebe meine Mädels übrigens unendlich - sondern weil es einfach verdammt hart ist, in einem Gesellschaftssystem wie es bei uns herrscht, eine „gute“ Mutter zu sein. Denn ich halte ehrlich gesagt nichts von diesem "Powerfrau-Getue", wo man ALLES alleine machen, ständig multitascen und dabei Kinder, Haushalt, Job und Mann unter einen Hut kriegen soll!
Ich habe mir insgeheim oft gewünscht, ich wäre der „Vater“. Klingt komisch, war aber wirklich so.
Denn dann müsste ich nicht immer zu Hause bleiben, könnte ohne zu hinterfragen meinem Job nachgehen, hätte mehr Geld, könnte regelmäßig mit anderen erwachsenen Menschen sprechen, könnte in der Nacht eher schlafen - denn ich muss ja in der Früh aufstehen und zur Arbeit gehen - und jemand anderes organisiert dann den Haushalt, fährt mit den Kindern gefühlt jede Woche zur Ärztin, bespaßt sie fast rund um die Uhr und wenn dann beide Elternteile arbeiten gehen, müsste nicht immer ICH zu Hause bleiben, wenn ein Kind krank ist, denn der Beruf des Vaters ist laut Gesellschaft ja irgendwie immer wichtiger. Die Liste ließe sich noch sehr lange fortführen …
Ich finde es einfach nur unfair wie viel mehr Arbeit auf den Schultern der Frauen lastet und wie viel weniger wir dafür aber verdienen!!! Und das SCHLIMMSTE, ich selbst habe diese äußerst komischen Mann-Frau-Rollen lange für "normal" gehalten, ich habe es bis zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht hinterfragt.
Vielen anderen Frauen, mit denen ich gesprochen habe, geht es ähnlich.
Mittlerweile bin ich wieder sehr glücklich in meiner Rolle als Frau und Mutter, das musste ich allerdings, gemeinsam mit meiner Familie, Stück für Stück erarbeiten.
Wenn ich an die Zukunft meiner Töchter denke, macht es mich oft sprachlos, dass politisch äußerst konservative, populistische Parteien extrem im Vormarsch sind und die Gleichberechtigung dermaßen einbremsen, Frauenrechte beschränken bzw. rückgängig machen! Warum in aller Welt wollen wir denn zurück? Herrscht soviel Angst vor Veränderung? Kann nicht etwas, das eigentlich selbstverständlich sein sollte, besser für uns alle sein?
Wenn das Verständnis für Frauen- und Männerrollen in zehn bis 15 Jahren immer noch dieselben sind, werde ich meinen Töchtern vielleicht sogar raten, besser alleine zu bleiben.
Auch die Gewaltbereitschaft gegenüber Frauen hängt damit zusammen - das ist jedoch ein anderes Thema!
Interessant zu wissen:
Laut einer Studie sind alleinstehende Frauen glücklicher als liierte Frauen, Männer hingegen sind glücklicher, wenn sie in einer Partnerschaft leben… Auch darüber darf jetzt mal nachgedacht werden! 😉☹
Ich persönlich möchte am Weltfrauentag ausnahmslos ALLE Frauen hochleben lassen (schon alleine dafür, dass wir uns monatlich oder täglich mit unserem Hormon-Auf-und-Ab arrangieren dürfen. Wusstet ihr, dass eine Frau rund 20.000 Euro in ihrem Leben ausgibt, um Hygieneartikel für ihre Periode zu kaufen? Das kann sich nicht einmal eine jede Frau leisten - auch darüber darf mehr nachgedacht und gesprochen werden!
Und ich möchte an die Vorkämpferinnen unserer (Frauen-)Rechte denken und hoffe, dass nicht wieder ALLES davon zunichte gemacht wird!
Ich darf ebenfalls all jene Männer gedanklich mitnehmen, die sich nicht davor fürchten, dass Frauen dieselben Rechte haben oder gleich viel verdienen wie sie, oder Frauen abwerten, um sich dadurch besser zu fühlen, sondern sich gemeinsam mit uns auf den Weg machen für eine Welt in der jede:r gleich viel wert ist! Und vor allem jene Männer, die nicht wortlos und mundtot daneben stehen, wenn am Stammtisch, am Fußballplatz etc. blöde sexistische oder erniedrigende Bemerkungen und Witze über Frauen oder diverse Menschen gemacht werden!
Für mehr Gleichberechtigung braucht es alle Menschen!
Vielen Dank für eure Zusendungen!
Ich habe eine Sammlung eurer Zusendungen von inspirierenden Frauen erstellt.
Politikerinnen wie Angela Merkel (ehemalige deutsche Bundeskanzlerin)
In der Zusendung stand: „Klar muss man einiges sehr kritisch sehen, was sie gemacht bzw. entschieden hat… aber alles in allem war sie meiner Meinung nach eine gute Politikerin (v.a. außenpolitisch), die sich im politischen „Männerhaufen“ ihren Platz verschafft und durchgesetzt hat.
Sanna Marin (ehemalige finnische Politikerin)
Jacinda Ardern (ehemalige Premierministerin von Neuseeland)
Wie anders sehe die Welt wohl aus, wenn mehr Frauen in (politischen) Spitzenämtern wären und es ihnen dann nicht so schwer gemacht werden würde?
Natali Amiri (deutsch-iranische Journalistin), und all die mutigen Frauen im Iran
Louise Hay (US-amerikanische Sachbuchautorin)
„Die Liebe ist die große wundersame Heilung. Uns selbst zu lieben lässt Wunder geschehen.“ L.H.
Kimberlé Crenshaw (US-amerikanische Juristin)
Spezialgebiet: institutionalisierter Rassismus, feministische Rechtstheorie
Alice Solomon (deutsche, liberale Sozialreformerin)
Die Ikone und Wegbereiterin der „sozialen Arbeit“
„Natürlich repräsentierte ich, obwohl ich nie einer politischen Partei angehört hatte, all das, was den Nazis missfiel. Ich war von jüdischer `Rasse`; ich gehörte der kämpfenden protestantischen Kirche an; ich war eine progressive Frau, international eingestellt und daher pazifistisch.“ A.S.
Jane Goodall (britische Verhaltensforscherin) https://de.wikipedia.org/wiki/Jane_Goodall "Was du tust macht einen Unterschied. Du musst nur entscheiden, welche Art von Unterschied du machen willst." J.G.
Johanna Dohnal (ehemalige österreichische Feministin und Politikerin der SPÖ)
Anfang der neunziger Jahre wurden in Österreich elementare Frauenrechte wie die Beseitigung der Amtsvormundschaft bei ledigen Müttern, das Recht zur Betretungsverweigerung bei Gewalt in der Ehe und das gesetzliche Verbot der sexuellen Belästigung auf Initiative Dohnals gesetzlich festgeschrieben.
"Ich denke, es ist Zeit, daran zu erinnern: Die Vision des Feminismus ist nicht eine weibliche Zukunft. Es ist eine menschliche Zukunft. Ohne Rollenzwänge, ohne Macht- und Gewaltverhältnisse, ohne Männerbündelei und Weiblichkeitswahn." J.D.
Filmtipp! „Die Dohnal“ von Sabine Derflinger
Sophie Scholl (deutsche Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus)
„Manchmal graut mir vor dem Krieg, und alle Hoffnung will mir vergehen. Ich mag nicht dran denken, aber es gibt ja bald nichts anderes mehr als Politik, und solange sie so verworren ist und böse, ist es feige, sich von ihr abzuwenden.“
„So ein herrlicher Tag, und ich soll gehen. Aber was liegt an unserem Leben, wenn wir es damit schaffen, Tausende von Menschen aufzurütteln und wachzurütteln.“ (Am Tag ihrer Hinrichtung)
Die eigene Mama:
Eine Zusendung bekam ich wie folgt:
„Meine Mama war der herzlichste Mensch den ich je kannte. Sie brachte mir Werte bei, die mir das ganze Leben helfen werden.“
Frauen in ärmlichsten Verhältnissen in Uganda:
„Für mich sind diese Frauen extrem inspirierend, weil es so bewundernswert ist, wie sie ihren Alltag leben und annehmen! Bei manchen ist die optimistische Ausstrahlung faszinierend und bei anderen weiß man gar nicht, was in ihren Gedanken wohl gerade vorgeht… Salem, eine junge Frau und Unternehmerin, sie hat ein eigenes kleines Tortengeschäft, sticht besonders hervor, sie ist sehr zielstrebig und selbstbewusst!“
Und viele von uns werden durch besondere Frauen im näheren Umfeld inspiriert, weil sie eine besondere Energie und Ausstrahlung haben, weil sie eine besondere Gabe haben, diese auch selbst (er)kennen und leben!
So habe ich eine Zusendung von einer Bekannten erhalten, der eine Schamanin im Flachgau (sonnenstrahlen.at) sehr geholfen hat.
Zum Schluss möchte ich euch noch Yael Deckelbaum ans Herz legen!
Sie ist eine israelisch- kanadische Singer Songwriterin und Aktivistin.
Derzeit sind ihre Lieder sehr aktuell und berührend!
https://youtu.be/YyFM-pWdqrY?feature=shared (Prayer oft the Mother)
https://youtu.be/X0wFZUmd23c?feature=shared (Women of the world unite)
https://youtu.be/hnXOu7PD9Cg?feature=shared (War is not a woman`s game)
Alles Liebe,
Barbara
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